In der Fachsprache des Human Resources wird der Begriff „Tacit Knowledge“, im Deutschen oft als „implizites Wissen“ bezeichnet, verwendet, um das intuitive und erfahrungsbasierte Können zu beschreiben, das eine Person besitzt, ohne es explizit verbalisieren zu können. Dieses Wissen ist in den Handlungen verankert und häufig ist sich die Person nicht einmal bewusst, dass sie über dieses Wissen verfügt. Implizites Wissen offenbart sich in der Fähigkeit, Aufgaben zu bewältigen, ohne konkret erklären zu können, wie oder warum die Lösung funktioniert.
Implizites Wissen fußt typischerweise auf tief verankerten Erfahrungen, intuitiver Vernunft, Gewöhnungsprozessen oder instinktiven Reaktionen und wird signifikant durch das individuelle Wertesystem eines Individuums geformt. In beruflichen Kontexten bietet Tacit Knowledge oft einen entscheidenden Leistungsvorteil, insbesondere bei kognitiven und praktischen Aufgaben.
Der Ursprung des Konzepts geht auf den Naturwissenschaftler und Philosophen Michael Polanyi zurück, der den Terminus „Tacit Knowing“ prägte. Dieser Ausdruck betont, dass weniger das explizite Wissen selbst im Vordergrund steht, sondern vielmehr das Können – inklusive der damit verbundenen Wahrnehmungs-, Entscheidungs- und Handlungsdispositionen sowie der individuellen Leistungsfähigkeit.
Definition: Was ist Tacit Knowledge?
Tacit Knowledge, auch bekannt als implizites Wissen, bezeichnet das nicht verbalisierbare und oft unbewusste Wissen, das Individuen in der Praxis anwenden. Es umfasst Fähigkeiten, Erfahrungen und Intuitionen, die nicht leicht in Worte gefasst oder formalisiert werden können.
Dieses Wissen ist tief in den täglichen Handlungen und Entscheidungen der Mitarbeiter verwurzelt und spielt eine entscheidende Rolle im organisatorischen Kontext.
Tacit Knowledge ist besonders wertvoll für Unternehmen, da es oft Schlüsselkompetenzen und -fähigkeiten umfasst, die nicht einfach übertragbar sind. Im Personalmanagement wird das Verständnis und die Förderung von implizitem Wissen als essentiell für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit angesehen.
Bedeutungsebenen
Dimension | Beschreibung | Beispiel |
---|---|---|
Intuitiv | Die Mitarbeiter führen ihre Aufgaben kompetent und professionell aus, ohne bewusst über die zugrundeliegenden Regeln oder Anweisungen nachzudenken; das Handeln erfolgt größtenteils automatisch. | Ein erfahrener Projektmanager in einem multinationalen Technologiekonzern leitet große Projekte, indem er intuitiv Entscheidungen trifft, die auf seinem tiefen, aber nicht explizit formulierbaren Verständnis für das Projektmanagement und die Unternehmenskultur basieren. |
Nicht verbalisierbar | Mitarbeiter handeln automatisch und intuitiv, ohne sich auf spezifische Handlungsregeln zu beziehen. Selbst auf Nachfrage können sie diese Regeln nicht konkretisieren. | Korrekte Anwendung der deutschen Sprache, ohne explizite Kenntnis aller grammatischen Regeln. |
Nicht formalisierbar | Das Wissen und die Handlungen der Mitarbeiter sind so intuitiv, dass sie weder von ihnen selbst noch von Beobachtern vollständig definiert oder in ihrer Struktur erklärt werden können. | Der individuelle Einsatz von Humor, der nicht genau definiert oder erlernt werden kann. |
Erfahrungsgebunden | Das implizite Wissen ist eng mit persönlichen Erfahrungen verbunden und kann nicht einfach durch sprachliche Instruktionen weitergegeben werden. Erwerb erfolgt durch eigene Erlebnisse und Bewertungen. | Das Erlernen von Fähigkeiten wie Verhandlungsgeschick durch praktische Erfahrung, nicht durch theoretische Unterweisung. |
Tacit Knowledge im HR Management
Im HR Management spielt Tacit Knowledge eine zentrale Rolle, da es einen Großteil der nicht dokumentierten, aber kritischen Fähigkeiten und Intuitionen von Mitarbeitern umfasst. Es ist besonders relevant bei der Personalentwicklung, wo das Erkennen und Fördern dieses versteckten Wissens zur Steigerung der organisatorischen Leistungsfähigkeit beiträgt.
Durch gezielte Programme wie Mentoring, Jobrotation und informelles Lernen können Unternehmen das implizite Wissen ihrer Mitarbeiter nutzen und weiterentwickeln. Zudem ist es essentiell für das Talentmanagement, da es hilft, die einzigartigen Fähigkeiten und das Potenzial von Mitarbeitern zu erkennen, die in formalen Bildungswegen oft unberücksichtigt bleiben.
In Zeiten des schnellen organisatorischen Wandels unterstützt Tacit Knowledge die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft, indem es Mitarbeitern ermöglicht, auf unvorhergesehene Herausforderungen intuitiv und effektiv zu reagieren.